Samstag, 23. April 2016

Kapitel 22: Mobbing


Dieses Kapitel widme ich Vanessa. Sie hat mich vor kurzem auf Snapchat angeschrieben und mir zuerst für meinen Blog und für alles was ich momentan mache, gemacht habe und machen werde gedankt. Sie bat mich über das Thema "Mobbing" zu schreiben, da es ihr viel bedeutet und sie gerne meine Worte dazu lesen würde. 

Wie beginnt man denn am besten mit so einem Thema? Ich beginne am besten mit einer kleinen persönlichen Geschichte von mir im Bezug auf "Mobbing". Ich wurde auch früher gemobbt. Ich hatte keine Markenklamotten, ich hatte nicht großartig das, was alle anderen hatten. Nicht mal eine gesunde Familie hatte, was damals - sowie heute - auch eine große Rolle spielte. Kinder sind grausam, Erwachsene sind nicht viel besser, sie mobben nur indiskreter und sticheln über Ecken. Niemand ist fehlerfrei. Wie auch immer, wenn man ohne Vater aufwächst - später auch ohne Mutter - muss man sich grauenhafte Sachen anhören, wie "Kein Wunder, dass dein Vater nicht mehr da ist, bei so einem wie dir wäre ich auch abgehauen." und viele Sprüche mehr in dieser Richtung. Je älter wir werden, desto eher können wir eine Art "Schutzwall" aufbauen, bei dem uns diese Worte nicht mehr all zu viel schaden, allerdings finden sie dennoch Gehör und nisten sich in unserem Unterbewusstsein ein. Wir haben nach einer gewissen Zeit die Fähigkeit erlernt, nicht mehr alles an uns heranzulassen und/oder einfach abprallen zu lassen. Allerdings braucht genau das Zeit und man muss erstmal diese Erfahrungen machen, ansonsten sehen wir uns nicht gezwungen diese Fähigkeit zu erlernen. Als kleines Kind sind wir nunmal angreifbarer und die Schäden die in diesen Jahren angerichtet werden, begleiten uns bis ins hohe Alter, da diese Wunden tief in uns drinnen sind und wir uns teilweise nicht mehr bewusst daran erinnern können. Unser Unterbewusstsein allerdings schon. Ich schweife mal wieder ab, kommen wir zum Ansatzpunkt wieder zurück. Ich wurde verletzt, ich lehne mich sogar so weit aus dem Fenster, dass ich bewusst schreiben kann, dass jeder von uns im Kinderalter irgendwann mal verletzt worden ist, im Sinne von Mobbingattacken oder diversen anderen Sachen. In diesen Momenten haben wir einen gewissen Hass auf die Person, wenn nicht sogar auf die ganze Menschheit bekommen. Wir wollten in diesen Momenten diesen Personen am liebsten den Hals umdrehen oder schlimmeres machen. Wir haben diese ganzen Szenarien in unseren Köpfen durchgespielt. Ein Teil in uns ist gestorben. Diese Friede, Freude, Eierkuchen-Welt die wir davor kannten oder von der uns erzählt worden ist existierte nicht mehr. Wir waren aufgewühlt, emotional verletzt, teilweise sogar innerlich gebrochen. 

Und was ist ein weiteres großes Merkmal, was uns zu dieser Zeit geprägt hat? Wir waren alleine. Wir hatten vielleicht einen Elternteil, ein Familienmitglied oder "Freunde", aber niemand hat sich unsere Probleme wirklich angehört und sie auch wirklich verstanden. Wir haben die altbewährten Floskeln gehört:
"Das Leben ist kein Ponyhof."

"Vertraue niemandem."
"Da muss jeder durch."

"Alles wird gut."
"Es ist nur halb so schlimm."

Und noch viele weitere.

Super. Wir wollen so etwas zu dem Zeitpunkt nicht hören. Egal ob es stimmt oder nicht. Wir wollen gehört und verstanden werden. Wir wollen nicht, dass uns irgendwer neunmalkluge Sprüche gegen den Kopf wirft. Vor allem, wenn wir noch nie davor so eine Erfahrung gemacht haben, dann bringen solche Sprüche nichts. Wir haben keine Ahnung. Im Nachhinein, Jahre später, können wir diese Sprüche vielleicht verstehen. Vielleicht. Es ändert dennoch nichts an der momentanen Situation. 

Wir waren (oder sind) allein. Niemand der uns wirklich versteht oder es überhaupt versucht. Nun liegt es an uns, dass wir uns selbst helfen. Wir haben keine andere Möglichkeit. Allerdings reagiert jeder anders auf solche Angriffe, die einen können sich noch irgendwie selber helfen, da sie ein Vorbild hatten - dabei spielt es keine Rolle, ob es eine echte Person oder eine Zeichentrickfigur ist - was ebenfalls gekämpft hat. Vorbilder sind sehr wichtig. An ihnen richten wir unser Leben aus. Wir fragen uns: "Was hätte xyz gemacht?" - Im Übrigen waren meine Vorbilder die Digiritter von Digimon. Sie haben mich durch meine Kindheit und durch meine Jugend begleitet. Ich fand' es immer bemerkenswert und war begeistert davon, wie diese junge Gruppe immer zusammengehalten hat, jeder hatte seine persönliche Charaktereigenschaft und sie haben gekämpft und gesiegt. Sie haben sich niemals unterkriegen lassen. Und dann noch die ganzen Songs. Wow, wenn ich sie mir heute anhöre, dann bekomme ich erstrecht Gänsehaut, da einfach so viel "Power" dahinter steckt. Hätte ich diese Serie vielleicht niemals kennengelernt, wäre ich heute nicht so, wie ich bin oder wäre vielleicht schon gar nicht mehr hier.

Ich schweife schon wieder ab. Worte haben Macht. Sowohl positiv als auch negativ. Selbst wenn wir herabfallende Kommentare bringen oder auch nur kleine "Scherze", sie machen etwas mit unserem Gegenüber. Selbst wenn wir nur Zweifel in sie "pflanzen". Unsere Worte machen etwas mit unserem Gegenüber. Es liegt an uns, ob wir die Person stärken oder schaden. - Kennst du die Werbung "Außenwerbung trifft jeden"? Genau so ist es mit den Worten. 

Wir müssen aufhören Vorurteile zu fällen. Wir sollten uns stattdessen fragen "Warum ist das so?", "Was steckt dahinter?" - Wenn wir einen Junge oder ein Mädchen mit abgefranzten Sachen sehen, dann sollten wir uns die Frage stellen woran das liegt. Vielleicht kommt sie aus ärmeren Verhältnissen. Vielleicht gefallen ihr solche Sachen. Wie auch immer, wir müssen nachfragen und die Situation verstehen. Wir müssen uns gegenseitig helfen und nicht uns schaden. Jeder von uns war mal in der Opferrolle, wie hat es sich angefühlt? Schlecht? Warum versetzt du dann andere in diesen Gefühlszustand? Wieso fügst du anderen etwas zu, was du selber nicht gut findest? Hör auf damit!

Worte sind entscheidend, die falschen Worte zur falschen Zeit können einen Menschen in den suizid treiben. Mit so etwas ist nicht zu scherzen. Für dich war es vielleicht ein kleiner Scherz, doch genau in der Situation die die Person gegenüber erlebt oder sich befindet, war es der Rest, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Wenn man alles alleine durchstehen muss und niemand einen versteht, dann sieht man nach einer gewissen Zeit keinen Sinn mehr in seinem Leben. Ständig nur Verletzungen, kein Verständnis, niemand ist für einen da, niemand der einen in den Arm mit, nichts davon. Man ist alleine. 

Sei du selbst die Person, die du dir damals an deiner Seite gewünscht hättest. Hilf anderen. Steh ihnen bei. Versuch sie zu verstehen. Erzähl ihnen deine Geschichte und wie du es geschafft hast, diese scheiß Situation zu überleben. Sei du das Vorbild für deinen Gegenüber. Sei du selbst die Veränderung, die du dir für die Welt wünschst. Wenn du es wirklich willst, dann wirst du es auch schaffen. Du wirst Wege finden! 

Ich selbst kann da nur aus Erfahrung sprechen. Ich bin jetzt selbst die Person, die ich mir früher an meiner Seite gewünscht habe. Aus eigener Erfahrung kann ich hierzu zum Abschluss schreiben, dass ich fest daran glaube, dass jeder es schaffen kann. Ausnahmslos jeder. 

Du bist gut genug und du kannst es schaffen.

be(e) the change!



1 Kommentar:

  1. Hallo Bee, es ist mir unglaublich wichtig dir zu sagen wie dankbar ich dir bin. Ich wurde noch nie so sehr in einem Text gefesselt. Ich bin einfach sprachlos, da ich mich noch nie so verstanden gefühlt habe. Deine Art ist atemberaubend, faszinierend, fesselnd und vieles mehr. Ich gönne dir deinen Erfolg, denn du bestimmt bald erreichen wirst aus vollstem Herzen. Seitdem ich dich kenne bin ich ein anderer Mensch geworden, ich hab eingesehen das es wirklich anders geht und ich werde es anders machen und zwar in meinen Augen besser. Ich danke dir einfach dafür, dass du mir meine Augen geöffnet hast.
    Vielleicht ist das nicht viel, da du mich nicht einmal kennst aber meine Unterstützung hast du!

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